Ein paar Tage im südlichen Ägypten (März 2001)
Anfang 2001 verschlug es mich für eine Woche nach dem südlichen Ägypten. Im Gegensatz zu den längeren und somit auch länger
geplanten Reisen war diese eher spontan - eine gute Freundin hatte noch Urlaub übrig und hatte im Internet nach preiswerten Flügen
in eine beliebige sonnige Gegend gesucht, der Rest war mehr oder weniger dem Zufall und der Tatsache des Resturlaubes von einer Woche zu
verdanken. Der Flug ging ab München mit FTI nach Hurghada, wo wir dann des Nachmittags eintrafen. Dort stand dann zunächst die Hotelsuche an,
wobei wir uns für den Anfang nach den Empfehlungen eines Freundes richteten. Der gab auch gleich den zu zahlenden Preis mit, allerdings sollte
ich im Laufe des Ägypten-Aufenthaltes noch recht schnell lernen, daß man hier auf Gedeih und Verderb handeln muß oder aber
viel zu viel bezahlt. Jedenfalls wurden alle anderen Herbergen deutlich preiswerter, man mußte nur etwas hartnäckig bleiben...
Meine Indienaufenthalte erwiesen sich für diese Aufgabe als sehr gute Schule, zumal auch hier das Bakschisch-Prinzip galt. Als extrem
wichtig stellte sich der Besitz an Kleingeld (was in Ägypten in der Regel auch Scheine sind) in großen mengen heraus. Egal, ob nun
Taxi, Essenstände am Straßenrand oder die Minibusse - sobald nur große Scheine da waren, wurde der Preis deutlich unvorteilhafter.
Insbesondere in Taxis und Minibussen gab man dem Fahrer einfach einen bzw. mehrere kleine Scheine (bevorzugt die mit dem kleinsten Wert - 25 Piasten),
und in der Regel war das dann okay. Empfehlenswert ist es in jedem Falle einfach eine Weile zuzusehen, was die Einheimischen bezahlen und einfach
kommentarlos den gleichen Betrag in die Hand zu nehmen.
Hurghada selber ist ein ziemlich öder Ort am Rande der Wüste und zugebaut mit Hotelklötzern. Auch die Lage am Roten Meer ist meiner
Meinung nach kein Argument, länger als unbedingt notwendig an diesem Ort zu verweilen. Wir beschlossen jedenfalls bereits nach ein paar Stunden,
gleich am nächsten Morgen per öffentlichem Bus nach Luxor weiter zu reisen. Am Abend wanderten wir dann noch in das eigentliche Hurghada,
welches nicht von Touristen sondern den Ägyptern bewohnt wird. Plötzlich war das Flair gleich ein ganz anderes, allerdings gab es
bezeichnenderweise auch kaum noch wirkliche Straßen.
Eines wurde bereits jetzt klar und zeigte sich auch an allen anderen Orten - trotz des
viele Toursismus ist Ägypten alles andere als reich, und an vielen Orten fand ich mich stark an Indien erinnert. Sicherlich spielt da auch die
stark wachsende Bevölkerungszahl eine große Rolle, nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, daß außer den Küstengebieten
und entlöang des Nils eigentlich kaum jemand lebt bzw. leben kann. Die Wüste selbst bietet eben nur einer sehr begrenzten Anzahl an
Menschen Lebensraum - und Ägypten besteht zum großen Teil aus Wüste. Der Bus nach Luxor am nächsten Tag fuhr um 10.00 Uhr,
allerdings kam er mit 20 Minuten Verspätung an - für die Strecke von Suez aus aber eher vernachlässigbar. Im Bus wieder eine Gemeinsamkeit
mit Bussen ind Indien oder Südostasien - irgendwo lief ein Film, der zwar niemanden interessierte dafür aber laut und somit nervend war.
Die Fahrt war eher eintönig, es ging halt größtenteils durch karge Wüstengegenden. Aus Langeweile versuchte ich mit Hilfe
der Kilometerschilder an der Straße die arabischen Zahlen zu lernen, was sich mitunter als hilfreich herausstellte. Mit dem Erreichen des Niltales bei Quena
gab es jedoch eine krassen Wechsel - plötzlich war fast alles in sattem Grün, zumindest ein paar 100 Meter links und rechts entlang des Nils.
In Luxor selbst warteten am Busbahnhof jede Menge Schlepper - auch dies eine Gemeinsamkeit mit Indien. Wie auch in Indien entschied ich mich für den
am wenigstens Aufdringlichen, der dann aber unterwegs an einem anderen als dem Zielhotel einen Zwischenstop einlegen mußte.
Da dieser dauerte,
entschieden wir uns kurzerhand für eines der beiden Hotels direkt vor unserer Nase, was beim Fahrer auf wenig Begeisterung, dafür aber
lautstarke Befremdlichkeitsbekundungen stieß.
Nachdem das alles endlich irgendwie geklärt war und wir die Rucksäcke im Hotel
hatten, ging es zum Luxor-Tempel. In der tat ein sehr beeindruckendes Bauwerk, vor allem in Anbetracht des hohen Alters. Erstaunlich, daß
sich das so gut erhalten hat. Aber, der Tempel war wohl etliche Jahrhunderte komplett im Sand begraben, was ganz gut konserviert. Aus dieser Periode
stammt auch das Unikum in einer der Tempelecken - da komplett im Sand begraben, freuten sich ein paar Erbauer einer Mosche über eine Steinplatte im
Sand. Diese bildete dann quasi den Fußboden der Moschee. Vom Inneren des Tempels gesehen steht demnach auf einer Ecke oben eine Moschee -
kurios... Sehr lohnenswerte Anlage, aber dies sollte ich noch bei allen besuchten Stätten feststellen.
Nach dem Tempelbesuch ging es noch ein wenig durch die Stadt bzw. den ausgedehnten Straßenmarkt, wo wir dankend auf die vielen Sonderangebote
"only for you - special price" verzichteten. Ganz verschont lies uns das Shopping jedoch nicht - wir landeten dann - ursprünglich nur zum
Ansehen - in einer Papyruswerkstatt.
Aber, der Besitzer war sehr freundlich und ausgesprochen clever, aber insgesamt war das alles trotzdem
angenehm. Es gab den wohl unvermeindlichen Tee und ein längeres Gespräch, in dem uns auch etwas Aufschluß über das
grobe Verkaufspreisbildungsschema gegeben wurde. Ob das alles zu 100% stimmte, sei dahin gestellt, aber in jedem Fall bezahlen Leute
mit Führer definitiv am Meisten. Letztlich versahen wir uns jedenfalls auch mit einigen Papyrusmalereien, aber ob dieses nun wirklich preiswert waren
oder nicht, ist mir bis heute unbekannt. Da hilft nur indische Philosophie - man bezahlt als Käufer den Preis, den einem eine Sache als Wert erscheint...
Am Abend wollten wir uns dann den zweiten großen Tempel in Luxor - den Karnak-Tempel - ansehen, allerdings waren die Abende Sound- und Light-Shows
vorbehalten. Mit 33 ägyptischen Pfund zwar vielleicht nicht ganz preiswert, aber ich ahbe die Hoffnung, daß das Geld auch der Erhaltung der ganzen
alten Gebäude zu Gute kommt. Insgesamt hat es sich schon gelohnt, und es gab auch einige interessante geschichtliche Fakten zu hören.
Nach längerem Auschlafen am nächsten Tag, was dank nächtlicher Beschallung durch die daneben gelegene Islamschule mehr als nötig war
(darum immer nach Lautsprechern oder Minaretten in unmittelbarer Hotelnähe schauen und im Zweifelsfalle ein anderes suchen!) begaben
wir uns dann auf die andere Seite des Niles nach Theben-West - Stichwort 'Tal der Könige'. Auch hier ist es vollkommen ausreichend,
die normale Fähre zu benutzen, gleichfalls muß man auf der anderen Seite nicht zwingend ein Taxi für den kompletten Tag anmieten.
Dafür werden günstigstenfalls 50 Pfund fällig, andererseits läßt sich auf Gefährte nicht ganz verzichten aufgrund der größeren
Entfernungen.
Man kann aber immer am gewünschetn Ort ein Fahrzeug nehmen, und auch wenn man mal etwas warten muß, wird es dennoch deutlich billiger. Zumal
auch einige Sammeltaxis fahren, von denen Touristen freilich nichts gesagt wird - zumindest nicht von den Taxifahrern und den Andenkenverkäufern.
Insgesamt funktioniert das gut, mit Ausnahme des Ausgangs des Tals der Könige - da wird es etwas teurer. Zunächst muß man aber erst mal bis zum
Eingang ein Taxi nehmen...
Start war für uns der Hatschepsut-Tempel, von wo aus wir dann über die Berge ins Tal der Könige wanderten (einer der
Gründe, warum wir kein Ganztagestaxi wollten). Ist zwar etwas warm, aber ansonsten ein problemlos zu bewältigender Weg. Oben auf dem Hügel hat man eine
faszinierende Aussicht, außerdem gibt es einen Polizeiwachpunkt. Offenbar nicht ganz grundlos, jedenfalls machten die Kollegen
gleich erst mal zwei Ägyptern hinterher, die uns gefolgt waren - was immer das auch für Leute waren. Im Königstal selber
wird es richtig heiß, in der Gräbern erfährt das dann noch eine Steigerung aufgrund der vielen Touristen. Es sind aber nur einige wenige
Gräber zugänglich, da die vielen Leute auch viel Feuchtigkeit hinein tragen - was den Malereien etc. nicht gut bekommt.
Zum Schluß sahen wir uns noch das Ramasseum an, wo wir quasi die Einzigen waren. Am Abend fanden wir dann auch eine Lokalität mit
ägyptischem Essen - was man sich nicht entgehen lassen sollte. Der nächste Tag war der Fahrt nach Assuan vorbehalten. Dabei war deutlich zu merken,
daß wir im Niltal sind - der Bus war rammelvoll, bei vier Stunden Fahrt nicht unbedingt perfekt. Assuan selbst hat mir sehr gut gefallen,
es war irgendwie authentischer als Luxor, was freilich nach ein paar Tagen nur schwer einschätzbar ist. Außerdem fanden wir ein preiswertes Hotel
mit kleinem Dach-Swimmingpool, der sehr gut zum Abkühlen geeignet war. Davon abgesehen, hatte man vom Dach auch eine prima Blick über den Nil
auf die Wüste, die gleich auf der anderen Seite beginnt. Natürlich konnte man hier oben auch die alle Tage wieder statfindenden
traumhaften Sonnenuntergänge genießen...
In und um Assuan herum kann man eine ganze Menge anfangen, außerdem hatten wir gute vier Tage Zeit. Sehr empfehlenswert ist eine Tagestour auf einer Feluka
noch ein Stück aufwärts des Nils - hier kommt man an ein paar Inselchen vorbei, die auf Wunsch auch angefahren werden. Auf diese Weise
bekommt man auch einen kleinen Eindruck vom Leben der Nubier in ihren kleinen Siedlungen. Von den kleinen Inselhügeln hat man außerdem
einen genialen Blick über das Niltal über die Katarakte bis zum ersten Assuan-Damm (ja, es gibt zwei - den eigentlich bekannten großen Hochdamm und ein
wenig stromabwärts noch einen kleineren Damm, den die Engländer zwischen 1898 und 1902 errichtet haben). Vor allem am Abend gibt es bei der langsam
untergehenden Sonne auch sehr kräftige Farben, bei denen die ganze Gegend fast schon märchenhaft wirkt. Desweiteren kann man auf die andere Seite
des Nils fahren und sich im Kamelreiten durch die Wüste üben, allerdings darf man keine großen Strecken erwarten. Pflicht ist auch der Besuch
des großen Hochdammes, allein aufgrund der Größe dieses Bauwerkes. Diesen Besuch verbanden wir mit der Besichtigung des Philae-Tempels,
einer sehr lohnenswerten Anlage auf einer kleinen Insel zwischen altem und neuem Assuan-Damm. Bemerkenswert auch deshalb, da der ursprüngliche
Standort dieses Bauwerkes mit der Errichtung des ersten Damms im Nil verschwand. Daher wurde der Tempel in zehntausende Einzelteile zerlegt und auf einer anderen
Insel wieder aufgebaut. Unbedingt empfehlenswert ist auch die Insel Elephantine, welche von Assuan aus kaum zu übersehen ist.
Um dahin zu gelangen, kann man auf eine Feluka mit ihren mitunter ausgesprochen aufdringlichen Kapitänen getrost verzichten - die Fähre
bringt einen billiger und vor allem deutlich schneller hinüber. Auf der Insel angekommen, glaubt man sich an einem ganz anderen Ort - in der
Mitte ist es unglaublich grün, es gibt Göärten und ein paar kleine einfache Siedlungen, und es ist vor allem plötzlich ruhig.
An der Südspitze gibt es ein Ausgrabungsgebiet - immerhin war die Insel bereits 4000 v.u.Z besiedelt, der heutige Ort Assuan war lange
Zeit der Hafen diese Siedlung. Nicht verzichten sollte man auf einen ausgiebigen Stadtbummel, wobei Zeit nehmen gefragt ist. Aber auf diese Weise wird
man sehr viel mehr vom normalen Leben der Leute dort mitbekommen als beim Kurzbesuch von einem der zahlreichen Nildampfer aus.
Leider war auch die Zeit hier bald herum und die lange Rückfahrt nach Hurghada zum Flughafen stand an. Wir entscheiden uns dann für den u.U. etwas
knappen Bus um 15:00 Uhr (der Flieger ging irgendwann 02.00 Uhr morgens), wo einige Engländer uns erstaunt fragten, wieso wir problemlos
Bustickets erhalten hätten - die Kollegen mußten nämlich erst zur Touristenpolizei. Allgemein muß man schon noch sagen,
daß es auffallend viel Touristenpolizei gibt. Auch wenn es viele Leute gibt, die sich dadurch sicher fühlen - mir ging es eher umgekehrt,
schließlich stellt niemand umsonst so viele Leute hin - man erinnere sich nur an des Attentat am Hatschepsut-Tempel...
Jedenfalls ging es mit nur kanpp 90 Minuten verspätung sowie einer Polizeikontrolle zurück nach Hurghada. Am Busbahnhof dort noch etwas Diskussion
mit den Taxifahrern über den Fahrpreis zum Airport, aber dank dem Eingreifen eine Touristenpolizisten konnten wir unsere Preisvorstellung
schließlich durchsetzen. Am Flughafen dann der Schock - aufgrund extremen Schlechtwetters hatte die Crew die erlaubte Stundenzahl schon weg und durfte erst am
nächsten Tag wieder fliegen. Pech für die Leute wie uns, die nur den Flug gebucht hatten. Zwar steht einem in diesem Fall auch eine Übernachtung zu,
allerdings bedurfte dies einiger Stunden Diskussion und Telefonaten mit der örtlichen FTI-Vertretung und vor allem des Eingreifens eines
stark dekorierten Offiziers am Flughafen. Schließlich fanden wir aber noch ein Bett und nach riesigem Chaos auf dem Flughafen am kommenden Tag
kamen wir sogar letzten Endes wieder in Deutschland an.
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