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Ein paar Tage in Niš (Mai 2002)

Minarett im Stadtzentrum von Nis Meine Erwartungen an diese Reise ins frühere Jugoslawien waren recht gespalten. Das letzte Mal war ich hier vor 10 Jahren, zu einer Zeit, als der Krieg gerade begann und Polizeipatrouillen in den Zügen die Sicherheit der Passagiere zu garantieren versuchten. Aber, heutzutage ist die Situation in Jugoslawien (was identisch mit den zwei Republiken Serbien und Montenegro ist), sehr verschieden und verbessert sich offenbar mit jedem Tag. Nach Informationen des deutschen Außenministeriums gibt es keine Sicherheitsbedenken für Reisen nach Jugoslawien, insofern man nur außerhalb des Kosovo bleibt. Haupttor zur Zitadelle Allerdings gibt es die Empfehlung, nicht des Nachts zu reisen - letztlich ein wenig verwirrend??? Bedenkt man jedoch die offizielle Arbeitslosenrate von 23% und die tatsächliche von ungefähr 50% (nach Informationen des deutschen Außenministeriums) ist jedoch alles etwas einfacher zu verstehen. Für die Einreise nach Jugoslawien brauchen die meisten Touristen ein Visum - zumindest theoretisch. Praktisch jedoch gibt es als 'befristete' Regelung, vor allem während der Urlaubszeit im Sommer, die Möglichkeit, ein Visum für 6€ bei der Einreise zu bekommen. Niska Banja in der Umgebung Nis Demnach ist es offenbar empfehlenswert, vor geplanten Reisen immer noch mal die aktuellen Bestimmungen zur Einreise bei der Botschaft zu erfragen. Nicht, daß mich jemand dafür verantwortlich macht, daß er an der jugoslawischen Grenze nicht hereingelassen wird :-)
Für das Bezahlen in Serbien werden jugoslawische Dinar benötigt, Kreditkarten oder andere Währungen werden so gut wie gar nicht akzeptiert. Es ist jedoch in der Regel kein Problem, Euros oder Dollar in den meisten Hotels einzutauschen. Anlaß der Reise war die Teilnahme an einer internationalen Konferenz für Mikroelektronik in Niš. Ich möchte hier natürlich niemanden mit Mikroelektronik langweilen, aber so etwas ändert natürlich den Charakter einer Reise... So war für mich nicht nötig, einen Bus oder Zug von Belgrad nach Niš zu nehmen, da es von seiten der Konferenz einen Shuttleservice gab. Interessanter serbischer Mann Wenn man jedoch auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen ist, sollte dem Bus der Vorzug gegeben werden - diese sind schneller und benötigen gut eine Stunde weniger für die Strecke. Außerdem mußte ich mich nicht um eine Übernachtung selbst kümmern - nach Angaben auf der Lonely Planet Webseite gibt es derzeit keine billigen Unterkünfte in Jugoslawien, die Untergrenze liegt bei ca. 15 Dollar. Reisen dagegen ist sehr preiswert, und auch für Essen und Trinken muß man kein vermögen hinlegen. Das Essen ist ausgesprochen empfehlenswert, nur vor dem einheimischen Schnaps sollte man sich in Acht nehmen... Während meines Aufenthaltes in Niš wohnte ich in einem Ort namens Niška Banja knapp 10km außerhalb der Stadt. Dieser Ort, gelegen inmitten von Wäldern und sanfter Berge, war ganz eindeutig ein Touristenzentrum in früheren Zeiten und wird es vermutlich auch wieder werden. In einer netten Parklandschaft finden sich gleich mehrere Hotels und Restaurants, umgeben von ein paar Dörfchen. Sieht ganz nach einem angenehmen Ort für ein paar Tage Erholung aus, auch wenn die Wände zwischen den Zimmern in meinem Hotel mehr den Charakter von Sichtblenden haben - zumindest wenn man die Geräuschkulisse aus den angrenzenden Zimmern in Betracht zieht. Niš selbst ist eine mittelgroße Stadt mit ungefähr 500.000 Einwohnern in der Stadt selbst und den umliegenden Vororten. Niš ist größtenteils ein Business- und Wirtschaftszentrum der Region mit einer Elektronikindustrie, welche einmal die größte in Osteuropa war - jetzt sind gerade mal noch 2.500 der ehemals 20.000 Beschäftigten hier angestellt. Niš besitzt eine Universität mit ungefähr 30.000 Studenten, demnach gibt es in der Stadt eine Menge kleiner Cafés, Kneipen und natürlich entsprechend viele Leute auf den Straßen. Ein Teil des Schädel-Turms Außerdem gibt es zumindest ein paar sehenswerte Plätze. Da wäre einmal die alte Zitadelle, welche heute als eine Art Stadpark dient. Dann gibt es noch einige Plätze, welche bis auf römische Zeiten zurückdatieren (wobei freilich nicht mehr all zu viel zu sehen ist) oder den Schädelturm welcher an den Freiheitskampf gegen die Türken erinnert.
Die Leute, welche ich hier getroffen habe, waren wirklich freundlich und insgesamt habe ich mich die gesamte Zeit durchaus sicher gefühlt. Als letztes vielleicht noch ein nicht ganz ernst gemeinter Hinweis - hier ist es üblich, daß es speziell gekennzeichnete Raucherzonen gibt - in Jugoslawien scheint es davon nur eine zu geben, welche freilich das gesamte Land umfaßt...

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