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Roskilde Festival 2003

Orange Stage - die größte Bühne, 100.000 Leute passen davor 2003 war es nach etlichen Jahren ohne Zeit oder fehlenden Mitreisenden mal wieder soweit - mit dem Ende des Monats Juni nahte das Roskilde-Festival. Roskilde selbst ist ein recht gut überschaubares, nettes Städtchen ca. 30km westlich von Kopenhagen. Eigentlich würde niemand vermuten, daß gerade hier das zweitgrößte europäische Rockfestival stattfindet. Und schon gar nicht, daß alljährlich gut 100.000 Musikfans anreisen um auf 6-8 Bühnen die Qual der Wahl unter 150 Bands der verschiedensten Musikrichtungen zu haben - seit mehr als 30 Jahren wohlgemerkt.
Also machte sich eine kleine Gruppe Ilmenauer am Abend des 25.Juni 2003 auf gen Dänemark. Dabei zeigten sich ganz nebenbei die Vor- und Nachteile des neuen Vereinsbusses der Ilmenauer Studentenclubs. Reisegruppe 'Ganz normale Helden...' Von Vorteil war eindeutig die stärkere Motorisierung (verglichen mit dem vorherigen Bus), der Nachteil ebenso eindeutig das beschränktere Platzangebot. Nach Ausbauen der nichtbenötigten Sitze war aber alles wieder schön... So kamen wir etwas schneller als geplant in Roskilde an, aber offenbar nicht schnell genug - Parkplätze gab es nur noch auf der Westseite, und auch Plätze fürs Zelt fanden sich erst nach einigem Suchen. Alles in allem nichts wirklich Neues, und immerhin war der gefundene Platz zum Zeltaufschlagen nahezu identisch mit dem vergangener Jahre - gut für die Autopilotfunktion beim nächtlichen Heimweg. Allerdings - der Weg vom Bus war weit, und sowohl Zelte als auch alle Nahrungs- und Genußmittel wollten erstmal getragen werden. Immerhin galt es, gut 25 Minuten Fußweg zu absolvieren. Was natürlich nicht wirklich ein Problem war :-) ...und manchmal spielen die Bands auch nochmal draußen Schließlich stand alles und die wichtigsten Dinge des täglichen Festivallebens - es galten immerhin 4 Tage zu überleben - waren alle am Zielort und auch für ein wenig Nachschlafen blieb noch Zeit. Dann endlich um 17:30 Uhr begann der offizielle Start des Festivals auf der Orange Stage, der größten Bühne und der einzigen ohne Dach - kein Wunder, finden doch alle Besucher Platz davor. Meiner einen zog es dann allerdings erstmal zur Ballroom - eigentlich mit die interessanteste Bühne, da hier viel Musik aus aller Welt kommt, die man so nicht aller Tage zu hören und sehen bekommt. Zugegebenrmaßen, meistens sind die Namen unbekannt - aber eine wirklich schlechte Band habe ich hier noch nie erlebt. Und auch heute gab es witzige Musik zu erleben - Partymugge aus Blasinstrumenten von der Youngblood Brass Band aus den Staaten und später eine abgefahrene wie abgehende Mischung aus serbischer und jüdischer Musik mit PunkRock gemixt. Der Headliner des ersten Abends dagegen war aber unbestritten Metallica - und bei diesem Auftritt schien selbst die Orange Stage aus allen Nähten zu platzen. Glücklicherweise sind die vier Jungs wieder zu ihren härteren Wurzeln zurückgekehrt, so das es ordentlich was auf die Ohren gab. Aber auch ans Auge war gedacht mit einigen netten pyrotechnischen Einlagen. Letztlich fand wohl auch die Band den Gig ziemlich gelungen und spielte gleich mal mehr als 2 Stunden - das Zugabenzählen machte irgendwann keinen rechten Sinn mehr. Ein geniales Konzert, auch wenn uns dadurch leider Dave Gahan durch die Lappen gegangen ist - da hat dann das harte Festivaltiming zugeschlagen ... Am nächsten Tag mußten wir erstmal feststellen, daß wir zwar genügend Bier (zumal man uns auf der Fähre freundlicherweise oder auch nur versehentlich nur fünf statt der sechs Kästen Bier berechnete) und andere alkoholische Getränke mitgeführt hatten, nicht aber ausreichend Mineralwasser. Sonnenuntergang über der Zeltstadt Also ging es erstmal in Richtung einer Siedlung, wobei die Variante Kopenhagen zugunsten der See verworfen wurde. Letztlich war aber bereits die Zufahrtsstraße nach Roskilde voll, so das wir uns westwärts Richtung Meer bewegten, irgendwann auch Wasser und noch etwas Brot kauften und letztlich sogar am Meer landeten. Dort kam dann etwas Hunger auf, und es ging ein paar Suppendosen an den Kragen - leider hatte niemand daran gedacht, Besteck mitzunehmen, so das mit zerschnittenen Bierdosen improvisiert werden mußte. Auf dem Festivalgelände erlebte ich dann erstmal Ojos de Brujo ud ein paar andere Bands beim Umherschauen, bevor dann mit Karamelo Santo aus Argentienien ein weiteres Highlight auf der Ballroom stand. Und wie die Argentinier auf der Bühne abgingen und kurzerhand die gut 4000... 5000 Zuschauer mitnahmen, war schon begeisternd - unsere Clubbühne ist da eindeutig etwas zu klein, leider. Punkt 21.30 Uhr starteten dann Iron Maiden auf der Hauptbühne, weswegen ich mich für ein vorzeitiges Abbrechen des Abendmahls entschied - etwas zur Verwunderung meiner Mitreisenden zugegebenermaßen. Unser Bus ordentlich gekennzeichnet... Dafür hatte ich einen guten Platz nicht zu weit weg von der Bühne, und was die alten Herren dann die kommenden beiden Stunden dort oben boten, war einfach genial - Party vom ersten Ton an, freilich bei einem der Megaklassiker zum Start weiter kein Wunder. Und Bruce Dickinson zeigte einmal mehr, was einen wirklich guten Frontmann ausmacht... Bis zu Coldplay war dann noch etwas Zeit zum Umherschauen auf den anderen Bühnen, aber die Konzerte waren nicht so ganz mein Fall. Was auch für Coldplay galt, obwohl es keinesfalls schlechte Musik war - nur halt etwas sehr ruhig für 01.00 Uhr morgens. Den Abend- (Morgen-???)abschluß bildeten für mich DJ Dolores & Orchestra Santa Massa aus Brasilien, wo durchaus nochmal Stimmung aufkam. Zurück am Zelt stellte sich dann heraus, daß Müdigkeit allein nicht ausreicht, wenn ein paar Schreihälse einige Zelte weiter unbedingt meinen, alle Leute lauthals zum Party feiern animieren zu müssen - selbst die guten Gehörschutzstopfen (wichtiges Utensil!!!) konnten da nicht alles runterdrücken. Rätselhafte Gebilde auf dem Festivalgelände Obwohl die Ausdauer des einen schreienden und offenbar auch gut trinkenden Menschen fast schon bewundernswert war, hat sich der Kollege an dem Abend wohl eher wenige neue Freunde geschaffen. Am Samstag entschieden wir uns am späten Vormittag einmal mehr für das Meer, diesmal aber an einer auch zum Baden geeigneten Stelle. Klappte auch alles ganz gut, schönes Wetter war auch (wie eigentlich bisher die gesamte Zeit), und diesmal hatten wir sogar alle Eßutensilien dabei. Den Startpunkt fürs Beschauen der Bands bildete mal nicht die Ballroom, sondern die Metropol Stage mit Lemon Jelly, wohinter sich mehr oder weniger zwei DJ's verbergen die auch mal Hand an Musikinstrumente legen, cooles Ding. Danach ein Abstecher zur Ballroom, war aber nicht so toll, so das ich bei Jaguar Wright landete - einer Art Mischung aus R&B sowie Soul, die aber sehr gut war. Karamelo Santo live Auch Fu Manchu rockten ordentlich auf der Orange Stage, und nach einem kleinen Abstecher zu den Zelten zwecks wärmerer Klamotten und Nahrungsaufnahme ging es zu Blur - die aber erstaunlich lahm daherkamen. Da auch nichts anderes lief, was begeisterte, war der zuvor gefundene Stand mit angebautem Shisha-Zelt der Ort der Wahl für die Zeit bis Mitternacht. Ich habe mir dann Immortal angetan, was eigentlich eine lupenreine Blackmetal-Band ist, wo aber nur wenig genretypisch rumgekreischt wird und auch ansonsten einiges an Melodien zu hören ist. Was nicht heißt, daß es nicht die volle Ladung auf die Ohren gab, aber das ist schließlich der Sinn der Sache. Der Abendabschluß auf der Hauptbühne wurde von den Cardigans bestritten, die als Schweden quasi Heimvorteil hatten. Allerdings war auch dieses Konzert ruhiger als erwartet, wobei es durchaus seinen Reiz hatte. Die Arena Stage - etwas überfüllt... Danach landete ich zur Abwechslung mal bei einer deutschen Band mit dem schönen Namen Console im Pavillon, aber das war dann etwas sehr technische Musik und überhaupt nichts für meiner einer. In der Ballroom gab es noch eine Art afrikanische Dance DJ Mixtur, die ganz gut war, dann gewannen eindeutig die Gewichte an den Augenlidern. War aber auch schon nach vier und fast schon wieder hell... Am letzten Tag stand vor der Musik der Abbau und Transport aller Gerätschaften zurück zum Bus - leider mußte es gerade da anfangen zu regnen, was auf dem Weg etwas unangenehm war. Immerhin tat dies der Grundstimmung nur wenig an, und trotz Nieselregens gab es dann am Bus die restlichen Suppen und was sonst noch übrig war zu Essen. Metropol Stage Mit dem Erscheinen auf dem Festivalgelände war denn auch der Regen Vergangenheit und blieb es auch für den Abend. Zur Auswahl standen nun zeitgleich die Hellacopters auf der Orange Stage und Junior Kelly auf der Ballroom, beides wirklich gute Acts. Eine Überraschung waren The Datsuns aus Neuseeland, welche auf der Arena, der mit 17.000 Besuchern unterm Zeltdach! zweitgrößten Bühne, ordentlich abrockten. Quasi wie eine energiegeladene Reinkarnation von AC/DC. Genauso energiegeladen, aber musikalisch in vollkommen anderen Fahrwassern waren Gentleman & The Far East Band - zur Abwechslung mal eine der wenigen deutschen Bands, die dazu noch unwahrscheinlich gut waren. Als Konkurrenz rockten die Queens of the Stone Age mächtig auf der Orange Stage ab, während später Massive Attack auf der hoffnungslos überfüllten Arena einen ziemlich coolen Gig hinlegten. Kontrastprogramm pur, aber das sollte sich beim Abschlußkonzert von Björk nochmals steigern. Vorher etwas skeptisch, kam dann ein ziemlich intensives und in jeglicher Richtung geniales Konzert, bei dem auch mit Feuer auf und über der Bühne nicht gegeizt wurde. Danach ging es dann leider heimwärts, wo wir gute zehn Stunden später ziemlich fertig ankamen. Aber - dieses Festival ist wohl kaum zu toppen...



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